Mittwoch, 31. August 2011

Windows verquere "Benutzerfreundlichkeit"

In dieser Woche hatten wir im Büro die Diskussion, warum sich mit der RibbonBar eigentlich niemand dauerhaft so recht anfreunden möchte. Angestoßen von der Diskussion über MS Entscheidung, die RibbonBar im Windows-Explorer einzusetzen: http://blogs.msdn.com/b/b8/archive/2011/08/29/improvements-in-windows-explorer.aspx

Wichtigster Punkt meines Kollegen dabei war - und da muss ich ihm zustimmen -, dass sie hässlich und völlig überladen ist. Sobald man etwas aus einem anderen Abschnitt braucht, muss man diesen erst einmal verstehen und dann höchstwahrscheinlich noch ein weiteres Untermenü öffnen und im schlimmsten Fall klappt dann noch ein weiteres Untermenü auf.

Mein Gegenargument war, dass all dies ja eigentlich auch für normale Menüs gilt. Nur, dass es dort eben noch schlimmer ist. Denn die Aufgaben, die man sucht und braucht setzen ein gewisses Vor-Wissen voraus, welches für Einsteiger kaum nachvollziehbar sein kann. Wenn ich mir das "Datei"-Menü von Windows7 so  ansehe, dann habe ich nicht das Gefühl, dass das irgendwann mal so gedacht war auf diese Art und Weise auszuarten. Jede Anwendung scheint sich für wichtig genug zu halten, dort einen Eintrag zu erstellen. Von einem Vorteil in Sachen Benutzerfreundlichkeit kann da nicht mehr die Rede sein. Das meisten Einträge habe ich auch noch nie verwendet.

Und dann gibt es noch die Einträge bei denen ich mich frage, was sie überhaupt in diesem Menü verloren haben.
"Datei"-Menü
Dass der Menü-Punkt "Bearbeiten" das selektierte Bild in Paint zur weiteren Bearbeitung öffnet, vermutet man als Windows-User ja eigentlich schon, weil man es so gewohnt ist. Aber das heißt nicht, dass das Good-Practice ist.

Die nächsten Einträge: "Im Uhrzeiger/Gegen den Uhrzeigersinn drehen" sind hier doch völlig fehl am Platze. Den Vogel schießt aber der Eintrag "Dateipfad öffnen" ab. Ich befinde mich gerade in dem Ordner, in dem die markierte Datei liegt und dann wird mir angeboten, den Ordner zu öffnen, indem die Datei liegt. Na? Merkste was? (Nachtrag: Ok, macht doch Sinn, da ich mich gerade in einer Bibliothek befinde) Außerdem ist es zwar seit eh und je gängig von hier aus das Fenster zu schließen. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass dies eigentlich nichts in einem Menü zu suchen hat, das vorgibt sich mit Dateien zu beschäftigen.

Was ich auch noch nie verstanden habe, ist das "Extra"-Menü. Das wirkt so als hätte man einfach nicht gewusst, wo man diese Funktionen sonst unterbringen soll. Hier kann der Nutzer also immer dann schauen, wenn er seine gesuchte Funktion sonst nirgendwo findet. Aber wären die Ordneroptionen nicht besser unter Ansicht oder Bearbeiten platziert?


Ich war damals als die RibbonBar in Office zum ersten mal eingesetzt wurde begeistert. Word war mit seinen ebenfalls vielen Menüs vorher ein Rätsel für mich und ich habe viele nützliche Funktionen erst mit der RibbonBar spielerisch kennengelernt. Und zwar einfach deshalb, weil sie einem in der RibbonBar direkt vor der Nase liegen, mit den größeren Icons besser erklärt sind und sich direkt ausprobieren lassen.


Gerade diese großen Auswahl-Container mit Vorschaufunktion sind eine Riesen-Bereicherung für die Bedienbarkeit, da sie schon beim Mouse-Over Event das Ergebnis zeigen. Viel besser und schneller, als vorher ein weiteres Form zu öffnen, in welchem umständlich alles zusammengeklickt werden muss.

Das größte Problem der RibbonBar ist aber die schiere Größe, da dort ja sogut wie alle Funktionen des Programms untergebracht werden. Genau das macht sie aber auch hässlich. Da oben hängt immer der gesamte Funktionsumfang des Programms und kostet Platz.

Das zeigt auf schöne Weise wie groß und unübersichtlich Word und Co. sind. Denn dieselbe Anzahl von Funktionen muss ja vorher innerhalb vieler verschachtelter Menüs versteckt gewesen sein. Schon in der ersten Ansicht ist ein solches Überangebot an Buttons vorhanden, dass man gar nicht weiß wo man zuerst hinschauen soll. Jeder Winkel wurde mit weiteren Buttons gefüllt. Deutlich wird dies daran, dass die RibbonBar bis ins Unendliche mitwächst:

RibbonBar gestaucht






RibbonBar Vollbild





Ich finde den Ansatz, den eigentlichen Hintergedanken der RibbonBar sehr gut. Die Funktionen sind nach Aufgaben sortiert und damit einfacher auffindbar. Die feste Platzierung am oberen Rand finde ich dagegen bescheuert.

Ich würde mir wünschen:
  • Ein minimalistisches Fenster
  • Intelligente Kontext-Menüs, die ohne Rechtsklick erscheinen (wie IntelliSense) und die Funktionen ebenfalls nach Aufgaben sortieren.
 In Word stelle ich mir das z.B. so vor:




Sobald etwas selektiert ist, erscheinen dazugehörige Menüs. Die, die man wirklich braucht. Alles andere wird ausgeblendet. Für jeden RibbonContainer, gäbe es in meinem Ansatz ein Canvas, das seine Aufgaben ebenfalls nach Aufgaben einteilt; aber am richtigen Platz und zur richtigen Zeit erscheint. Sobald der Mauszeiger sich einem Aufgabenbereich nähert könnte dieser je nach Bedarf größer werden und die übrigen Aufgabenbereiche verschwinden dann einfach, um Platz zu schaffen.

Zugegeben: Das ganze könnte man noch etwas hübscher machen und den Platz besser ausnutzen. Ich hätte aber auch noch ein paar weitere Ideen dazu wie man RibbonPages wie Einfügen unterbringen könnte. Und ich sehe keinen Grund dafür dies, dann nicht ebenfalls in den Windows-Explorer zu integrieren.